Controlling: Definition, Aufgaben und Kennzahlen
Controlling hilft Dir, Dein Geschäft zu steuern, Risiken früh zu erkennen und Chancen aktiv zu nutzen. In diesem Leitfaden erfährst Du, wie Controlling funktioniert und wie Du es praktisch umsetzt.
Was ist Controlling?
Controlling bedeutet, ein Unternehmen gezielt zu steuern und Entscheidungen auf Grundlage von Daten zu treffen. In der akademischen Lehre wird Controlling als Führungssystem verstanden, das drei zentrale Aufgaben verbindet: Planung, Steuerung und Kontrolle. Während das Rechnungswesen vor allem Zahlen erfasst und dokumentiert, nutzt das Controlling diese Informationen aktiv, um zukünftige Entwicklungen zu gestalten.
Gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) hat Controlling einen besonderen Wert, denn es wirkt wie ein Frühwarnsystem: Liquiditätsengpässe werden rechtzeitig sichtbar, Budgets lassen sich realistisch planen und Umsatztrends können früh erkannt werden. Darüber hinaus sorgt Controlling für Transparenz – sowohl intern für Dich und Dein Team als auch extern für Banken oder Investor:innen.
Controlling vs. Buchhaltung/Accounting: Die wichtigsten Unterschiede
Controlling wird häufig mit Buchhaltung verwechselt, dabei erfüllen beide unterschiedliche Funktionen. Die Buchhaltung ist gesetzlich vorgeschrieben und dokumentiert sämtliche Geschäftsvorfälle. Sie bildet die Grundlage für Jahresabschlüsse, Steuererklärungen und externe Nachweise.
Das Controlling hingegen ist ein freiwilliges Steuerungsinstrument. Dabei geht es nicht nur um Dokumentation, sondern um Ausblicke: Welche Ziele sollen erreicht werden? Wo gibt es Abweichungen? Welche Maßnahmen sind nötig?
Ein Beispiel macht den Unterschied greifbar. Die Buchhaltung erstellt den Jahresabschluss. Das Controlling analysiert Abweichungen zwischen Plänen und Tatsachen und entwickelt Vorschläge, wie sich Ziele künftig besser erreichen lassen.
Die Unterschiede auf einen Blick
In der folgenden Tabelle findest Du die wichtigsten Aspekte im direkten Vergleich:
| Aspekt | Buchhaltung (Accounting) | Controlling |
|---|---|---|
|
Ziel |
Dokumentation und gesetzliche Pflichten |
Steuerung, Transparenz und Entscheidungsgrundlage |
|
Perspektive |
Rückblick auf vergangene Geschäftsvorfälle |
Blick nach vorn, Szenarien und Zukunftsplanung |
|
Aufgaben |
Erfassung, Buchung, Abschlüsse, Steuererklärungen |
Soll-Ist-Vergleich, Abweichungsanalysen, Budget |
|
Output |
Jahresabschluss, GuV, Bilanz, Steuerbescheide |
Management-Reports, Dashboards, Empfehlungen |
|
Zeitbezug |
Vergangenheit |
Gegenwart und Zukunft |
|
Adressaten |
externe Stakeholder (Finanzamt, Banken) |
interne Entscheidungsträger:innen |
|
Tools |
Buchhaltungssoftware, ERP |
BI-Tools, Excel, Reporting-Systeme |
Damit wird klar: Die Buchhaltung bildet die Fakten, während Controlling die Zukunft gestaltet. Beide sind unverzichtbar, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte.
Arten des Controllings: Operativ vs. Strategisch
Controlling ist nicht gleich Controlling. Je nach Zeithorizont und Zielsetzung unterscheidet man zwischen operativem und strategischem Controlling. Manche Unternehmen ergänzen zudem eine taktische Zwischenebene.
Operatives Controlling
Das operative Controlling arbeitet mit kurzem Zeithorizont, meist wenige Monate oder ein Geschäftsjahr. Sein Ziel ist, den laufenden Betrieb effizient zu steuern. Dazu gehören Budgetüberwachung, Kostenkontrolle und Soll-Ist-Vergleiche.
Beispiele sind die Aufstellung und Überwachung eines Jahresbudgets, die Berechnung der Deckungsbeiträge und Analyse des Break-Even-Points. So wird sichergestellt, dass kurzfristige Ziele erreicht und Liquiditätsprobleme rechtzeitig erkannt werden.
Strategisches Controlling
Das strategische Controlling blickt weiter nach vorn – in der Regel drei bis fünf Jahre. Es beantwortet Fragen wie „Wo soll das Unternehmen künftig stehen?“ oder „Welche Märkte und Produkte sind interessant?“. Typische Methoden sind SWOT-Analysen und Benchmarking. Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und die langfristige Marktposition zu stärken.
Wenn ein Unternehmen beispielsweise den Einstieg in ein neues Segment prüfen möchte, liefert das strategische Controlling Daten zu Trends, Risiken und Chancen. Diese dienen als Grundlage für die Entscheidung der Geschäftsführung.
Taktisches Controlling
Zwischen operativem und strategischem Controlling liegt die taktische Ebene. Sie umfasst einen mittelfristigen Zeithorizont von ein bis drei Jahren und befasst sich vor allem mit Themen wie Ressourcenplanung, Investitionsentscheidungen und Prozessoptimierung.
Der Controlling-Kreislauf
Der Controlling-Kreislauf beschreibt den kontinuierlichen Prozess, mit dem Unternehmen ihre Ziele systematisch verfolgen. Er sorgt dafür, dass Pläne aufgestellt, überprüft und bei Bedarf angepasst werden. Das Konzept besteht aus vier Schritten:
- Die Planung beginnt mit der Definition von Zielen, der Festlegung von Budgets und der Formulierung von Erwartungen.
- Anschließend folgt die Informationsphase, in der relevante Daten gesammelt und ausgewertet werden – etwa Umsätze, Kosten oder Marktkennzahlen.
- In der Kontrolle werden diese Soll-Werte mit den Ist-Ergebnissen verglichen. Hier werden Abweichungen sichtbar und liefern Hinweise auf Handlungsbedarf.
- Schließlich folgt die Steuerung: Maßnahmen werden eingeleitet, um Ziele zu erreichen oder die Pläne an neue Bedingungen anzupassen.
Beispiel: Einführung eines neuen Produkts
Ein Unternehmen plant 1000 Verkäufe in einem Quartal. Nach dem ersten Monat zeigt der Soll-Ist-Vergleich nur 200 Verkäufe bei hohem Budgetverbrauch. Die Abweichungsanalyse ergibt: Man sollte die Kampagne anpassen, den Vertrieb fokussieren und das Angebot optimieren.
Controlling-Aufgaben im Überblick
Controlling macht Unternehmen steuerbar, transparent und zukunftsfähig. Damit es wirkt, lassen sich die Tätigkeiten in mehrere zentrale Bereiche einteilen, die eng ineinandergreifen.
Kernaufgaben des Controllings
Die wichtigsten Aufgaben sind klar umrissen und bauen aufeinander auf:
- Informationsbereitstellung: Sammlung, Verdichtung und Aufbereitung von Daten aus Buchhaltung, Vertrieb, Produktion oder HR
- Soll-Ist-Vergleich und Abweichungsanalyse: Vergleich geplanter Werte mit tatsächlichen Ergebnissen, Erkennen von Abweichungen und Analyse von Ursachen
- Ableitung von Maßnahmen: konkrete Handlungsoptionen, die aus den Abweichungen entstehen – von Kostensenkung über Preisanpassung bis hin zu Vertriebsmaßnahmen
- Koordination und Prozessoptimierung: Verbesserung von Schnittstellen zwischen Abteilungen, Einhalten von Budgets und effiziente Ressourcenverteilung
- Reporting: regelmäßige und zielgruppenorientierte Darstellung von Ergebnissen – etwa als Managementreport für die Geschäftsführung oder als Wochenbericht für das operative Team
Rollen und Verantwortlichkeiten
Damit Controlling wirksam ist, braucht es klare Zuständigkeiten. Die Geschäftsführung legt die strategische Richtung fest und nutzt Controlling-Ergebnisse für Entscheidungen. Der oder die Controller:in verbindet Daten mit Handlungsempfehlungen und übersetzt Zahlen in verständliche Analysen. Die Bereichsleiter:innen setzen diese Maßnahmen schließlich im Alltag um, beispielsweise im Marketing, in der Produktion oder im Personalwesen.
So entsteht ein Zusammenspiel, bei dem Strategie, Analyse und Umsetzung ineinandergreifen. Controlling wird damit vom reinen Zahlenwerkzeug zum echten Steuerungsinstrument.
Kennzahlen im Controlling
Kennzahlen sind das Herzstück des Controllings. Sie verdichten komplexe Informationen zu klaren Signalen und zeigen, wo Handlungsbedarf besteht. Entscheidend ist, dass jede Kennzahl eindeutig definiert, regelmäßig überprüft und mit klaren Entscheidungen verknüpft wird.
Finanz-KPIs (monatlich)
Im Finanzbereich geht es um Rentabilität, Liquidität und Stabilität. Diese Kennzahlen bilden die Grundlage für alle weiteren Analysen.
EBIT- und EBITDA-Marge — Verhältnis von Gewinn zum Umsatz:
- Formel: EBIT Umsatz bzw. EBITDA Umsatz
- Excel-Formel: =EBIT/Umsatz oder =EBITDA/Umsatz
- Entscheidung: sinkt die Marge über mehrere Monate → Prüfung der Kostenstruktur (z. B. Einkauf, Fixkosten, Personal)
Nettomarge — Anteil des Nettoergebnisses am Umsatz:
- Formel: Nettoergebnis Umsatz
- Excel-Formel: =Nettoergebnis/Umsatz
- Entscheidung: wenn Nettomarge < 5 % → Prüfung der Preispolitik und Kostenblöcke
Eigenkapitalquote — Verhältnis von Eigenkapital zur Bilanzsumme:
- Formel: Eigenkapital Bilanzsumme
- Excel-Formel: =Eigenkapital/Bilanzsumme
- Entscheidung: fällt Quote < 25 % → Anpassung der Finanzierungsstruktur (z. B. Gewinnthesaurierung, Kapitalerhöhung, Abbau von Fremdkapital)
Liquidität 1., 2. und 3. Grades — Fähigkeit, kurzfristige Verbindlichkeiten zu decken:
- Formeln:
-
L1 = liquide Mittel kurzfr. Verbindlichkeiten
-
L2 = liquide Mittel + Forderungen kurzfr. Verbindlichkeiten
-
L3 = Umlaufvermögen kurzfr. Verbindlichkeiten
Richtwert: L2 > 1,0. Werte sind branchenabhängig. - Excel-Formeln:
- =Liquide_Mittel/Kurzfristige_Verbindlichkeiten
- =(Liquide_Mittel+Forderungen)/Kurzfristige_Verbindlichkeiten
- =Umlaufvermögen/Kurzfristige_Verbindlichkeiten
- Entscheidung: Wenn L2 < 1,0 → Prüfung von kurzfristigen Krediten oder Factoring, Kostensenkungen oder Verlängerung von Zahlungszielen
Working Capital — Differenz zwischen Umlaufvermögen und kurzfristigen Verbindlichkeiten:
- Formel: Umlaufvermögen – kurzfristige Verbindlichkeiten
- Excel-Formel: Umlaufvermögen-Kurzfristige_Verbindlichkeiten
- Entscheidung: Negatives Working Capital → Liquiditätsrisiken → Maßnahmen: Lagerabbau, Forderungsmanagement, Verlängerung von Lieferantenzielen
Cash Conversion Cycle (CCC) — Kapitalbindung in Tagen:
- Formel: CCC = DSO + DIO – DPO
- DSO = Days Sales Outstanding (Debitorenlaufzeit)
- DIO = Days Inventory Outstanding (Lagerdauer)
- DPO = Days Payables Outstanding (Kreditorenlaufzeit)
- Excel-Formel: =DSO+DIO-DPO
- Entscheidung: Wenn CCC > 60 Tage → Verschärfung des Forderungsmanagements (Mahnwesen, Skonto), Reduzierung der Lagerdauer, Verlängerung von Zahlungszielen bei Lieferant:innen
Break-Even-Menge und -Umsatz — Absatzmenge bzw. Umsatz, bei der alle Kosten gedeckt sind:
- Formeln:
- Break – Even – Menge = Fixkosten Verkaufspreis – variable Stückkosten
- Break – Even – Umsatz = Break – Even – Menge × Verkaufspreis
- Excel-Formeln:
- =Fixkosten/(Verkaufspreis – Variable_Stückkosten)
- =BEP_Stück*Verkaufspreis
- Entscheidung: Wenn Ist_Absatz < BEP_Stück über 2 Monate → Preisanpassung, Senkung variabler Kosten, Fokus auf Marketing/Vertrieb oder Prüfung des Sortiments
Deckungsbeitrag (DB I/II) — Beitrag einzelner Produkte zur Deckung fixer Kosten:
- Formeln:
- DB I = Umsatz – variable Kosten
- DB II = DB I – bereichsfixe Kosten
- DB – Marge = DB I Umsatz
- Excel-Formeln:
- =Umsatz-Variable_Kosten
- =DB_I-Bereichsfixe_Kosten
- =DB_I/Umsatz
- Entscheidung: Wenn DB_I < 0 → Stopp oder Neukalkulation von Produkt/Deal. Wenn DB_II < 0 → Bereichsoptimierung (Preise, Mix, Prozesse) oder Umschichtung von Ressourcen. Wenn DB_Marge < 20 % → Prüfung von Preisanpassungen/Sortimentsbereinigung
Umsatz- und Vertriebskennzahlen (wöchentlich/monatlich)
Im Vertrieb stehen Wachstum und Kund:innen im Mittelpunkt. Diese KPIs zeigen, ob Marketing- und Sales-Aktivitäten wirken:
Umsatzwachstum — prozentuale Veränderung des Umsatzes gegenüber der Vorperiode:
- Formel: aktueller Umsatz – Umsatz der Vorperiode Umsatz der Vorperiode
- Excel-Formel: =(Umsatz_aktuell-Umsatz_Vorperiode)/Umsatz_Vorperiode
- Entscheidung: Wenn Wachstum 2–3 Monate ≤ 0 → Ursachenanalyse (Markt, Marketing, Vertrieb) und Maßnahmenplan starten
ARPA (Average Revenue per Account) — durchschnittlicher Umsatz pro Kund:in:
- Formel: Umsatz Anzahl der Kund:innen
- Excel-Formel: =Umsatz/Anzahl_Kunden
- Entscheidung: Wenn ARPA sinkt → Cross-/Upselling stärken, Preispolitik prüfen, Rabatte reduzieren
Churn/Retention — Kundenabwanderungs- bzw. Kundenbindungsrate:
- Formeln: Churn = Abgänge Kundenbestand Retention = 1 – Churn
- Excel-Formel: =Abgänge/Bestand bzw. =1-Churn
- Entscheidung: Wenn Retention < 90 % → Kundenbindungsmaßnahmen intensivieren (Support, Onboarding, Upselling)
Win-Rate — Erfolgsquote bei Verkaufsabschlüssen:
- Formel: erreichte Deals Gesamtanzahl der Deals
- Excel-Formel: =Gewonnene_Deals/Gesamt_Deals
- Entscheidung: Wenn < 20–30 % → Lead-Qualifizierung verbessern, Vertriebsprozess optimieren, Ursachenanalyse bei verlorenen Deals durchführen
Pipeline-Coverage — Verhältnis des Pipelinewerts zum Umsatzziel:
- Formel: Pipelinewert Umsatzziel
- Excel-Formel: =Pipelinewert/Umsatzziel
- Entscheidung: Wenn < 3× Umsatzziel → Marketingmaßnahmen intensivieren, zusätzliche Leads generieren; bei > 5× und geringer Qualität → Pipeline bereinigen
Betriebs- und Produktionskennzahlen (monatlich)
In der Produktion geht es um Effizienz, Qualität und Termintreue.
Durchlaufzeit — Zeitspanne von Start bis Abschluss eines Produktionsprozesses:
- Formel: Enddatum – Startdatum
- Excel-Formel: =Enddatum-Startdatum oder =DATEDIF(Startdatum;Enddatum;"d")
- Entscheidung: Wenn Durchlaufzeit über Plan → Engpässe identifizieren, Prozesse optimieren, Terminplanung anpassen
Ausschussquote — Anteil fehlerhafter Produkte an der Gesamtproduktion:
- Formel: Ausschussmenge Gesamtproduktion
- Excel-Formel: =Ausschuss/Produktion
- Entscheidung: Wenn Ausschussquote > 5 % → Ursachenanalyse, Qualitätsmanagement stärken, Prozesse optimieren
OEE (Overall Equipment Effectiveness) — Gesamtanlageneffektivität als Maß für Produktivität:
- Formel: Verfügbarkeit × Leistung × Qualität
- Excel-Formel: =Verfügbarkeit*Leistung*Qualität
- Entscheidung: Wenn < 80 % → Ursachen prüfen (Stillstände, Geschwindigkeit, Qualität), Gegenmaßnahmen einleiten
Termintreue — Anteil der pünktlich ausgelieferten Aufträge:
- Formel: pünktlich gelieferte Aufträge Gesamtaufträge
- Excel-Formel: =Pünktliche_Aufträge/Gesamtaufträge
- Entscheidung: Wenn < 95 % → Lieferprozesse analysieren, Kapazitätsplanung anpassen, Engpässe beheben
HR-Kennzahlen (monatlich/Quartal)
Auch Personalthemen lassen sich mit Kennzahlen steuern.
Fluktuationsrate — Anteil der Mitarbeiterabgänge an der Gesamtbelegschaft:
- Formel: Abgänge Belegschaft × 100
- Excel-Formel: =Abgänge/Mitarbeiterzahl*100
- Entscheidung: Wenn > 10 % → Mitarbeiterbindung stärken (Benefits, Kultur, Entwicklungsgespräche)
Time-to-Hire — Zeitdauer von Stellenausschreibung bis Vertragsabschluss:
- Formel: Vertragsdatum – Ausschreibungsdatum
- Excel-Formel: =DATEDIF(Ausschreibung;Vertrag;"d")
- Entscheidung: Wenn > 30 Tage → Recruiting-Kanäle prüfen, Prozessschritte straffen, Angebot anpassen
Krankenstand — Anteil der Fehltage an den Soll-Arbeitstagen:
- Formel: Fehltage Soll-Arbeitstage × 100
- Excel-Formel: =Fehltage/Soll_Arbeitstage*100
- Entscheidung: Wenn > 5 % → Arbeitsbelastung analysieren, Gesundheitsprogramme aufsetzen, Führung sensibilisieren
Personalkostenquote — Verhältnis der Personalkosten zur Gesamtleistung:
- Formel: Personalkosten Gesamtleistung
- Excel-Formel: =Personalkosten/Gesamtleistung
- Entscheidung: Wenn > 35 % → Effizienz steigern, Outsourcing prüfen; wenn < 25 % → evtl. Unterbesetzung oder Investition in Personalentwicklung prüfen
Instrumente und Methoden im Controlling
Controlling lebt von den richtigen Werkzeugen. Sie helfen, Daten zu strukturieren, Entscheidungen vorzubereiten und Maßnahmen abzuleiten:
- Budgetierung: Planung und Verteilung von Ressourcen über einen festen Zeitraum. Meist als Jahresbudget mit Monats- oder Quartalsaufteilung – der Budgetkalender gibt den Takt vor.
- Kosten- und Leistungsrechnung: interne Erfolgskontrolle, die entstandene Kosten den erbrachten Leistungen zuordnet und zeigt, ob Bereiche rentabel arbeiten.
- Deckungsbeitragsrechnung: ermittelt, welchen Beitrag einzelne Produkte zur Deckung fixer Kosten leisten. Hilft bei Preis- und Sortimentsentscheidungen.
- Prozesskostenrechnung: verteilt Gemeinkosten verursachungsgerecht auf Prozesse. So wird sichtbar, welche Abläufe teuer sind und wo Optimierungspotenzial liegt.
- Break-Even-Analyse: zeigt die Absatzmenge oder den Umsatz, ab dem die Erlöse die Gesamtkosten decken.
- ABC-Analyse: klassifiziert Produkte, Kund:innen oder Lieferant:innen nach ihrer Bedeutung (A = sehr wichtig, C = weniger wichtig). Unterstützt Priorisierung und Ressourceneinsatz.
- Balanced Scorecard: verknüpft finanzielle und nicht-finanzielle Ziele wie Finanzen, Kund:innen, Prozesse und Lernen. Schafft ein ganzheitliches Steuerungssystem.
- Investitionsrechnung (NPV/IRR): bewertet Investitionen anhand künftiger Cashflows.
- NPV (Net Present Value): NPV = Σ ( Cashflowₜ (1 + r)ᵗ – Anfangsinvestition). Ein positiver NPV signalisiert Vorteilhaftigkeit.
- IRR (Internal Rate of Return): der Zinssatz r, bei dem NPV = 0. Liegt er über den Kapitalkosten, ist die Investition attraktiv.
So baust Du ein Controlling-System in 90 Tagen auf
Ein funktionierendes Controlling-System muss kein Mammutprojekt sein. Mit klaren Prioritäten und einem strukturierten Vorgehen kannst Du es Schritt für Schritt innerhalb von drei Monaten etablieren.
Phase 1 (Tage 1–30): Grundlagen schaffen
In der Startphase legst Du die Basis. Definiere Deine Ziele, wähle rund 10 bis 15 relevante Kennzahlen, erfasse Datenquellen und benenne Verantwortliche. Ein Reporting-Kalender sorgt für Verbindlichkeit.
Phase 2 (Tage 31–60): Strukturen aufbauen
Jetzt beginnt die operative Arbeit. Erstelle ein Budget und Pläne, richte Soll-Ist-Berichte ein und entwickle erste Dashboards für zentrale Bereiche wie Ergebnis, Liquidität und Vertrieb. Schule die Führungskräfte darin, wie Reports gelesen und interpretiert werden.
Phase 3 (Tage 61–90): Automatisieren und optimieren
Den Abschluss bildet die Verstetigung. Integriere BI- oder ETL-Tools, um Datenflüsse zu automatisieren. Führe regelmäßige Abweichungsanalysen durch, tracke Maßnahmen konsequent und etabliere Retrospektiven, damit das System laufend besser wird.
So entsteht in kurzer Zeit ein belastbares Controlling-System, das Dir nicht nur Zahlen liefert, sondern konkrete Entscheidungen unterstützt.
Controlling-Reporting und Dashboards
Controlling wird erst dann wirksam, wenn Informationen verständlich aufbereitet und regelmäßig geteilt werden. Gute Berichte helfen Dir, den Überblick zu behalten und schnell Entscheidungen zu treffen.
Monatsbericht (Management)
Der Monatsreport richtet sich an die Geschäftsführung und zeigt die finanzielle Lage im Überblick. Typische Inhalte sind GuV-Kurzblick, Cashflow, Liquidität, Margen, Deckungsbeiträge, Vertrieb (Pipeline, Churn), Working Capital und Maßnahmen-Tracker.
Wochenreport (operativ)
Für das operative Geschäft ist eine engere Taktung wichtig. Ein Wochenreport zeigt, ob das Unternehmen auf Kurs ist und wo sofortiges Eingreifen nötig wird. Übliche Bausteine sind Umsatz-Run-Rate, kritische Abweichungen und die „größten 5 Risiken und Chancen“.
Regeln für die Visualisierung
Damit Dashboards wirklich gelesen werden, gilt: eine Seite – ein Ziel. Schwellenwerte sollten klar markiert, Trends visuell hervorgehoben und Abweichungen mit Kommentaren versehen werden. So wird Reporting vom Pflichtdokument zum echten Steuerungsinstrument.
Häufige Fehler im Controlling und wie Du sie vermeidest
Einer der größten Fehler ist, zu viele Kennzahlen gleichzeitig zu verfolgen. Das verwässert den Fokus und erschwert die Priorisierung. Besser ist es, mit einem schlanken Set zu starten und es schrittweise zu erweitern.
Problematisch sind auch fehlende Verantwortlichkeiten: Werden Abweichungen erkannt, aber nicht nachverfolgt, verpufft die Wirkung. Definiere daher für jede Kennzahl und jeden Bericht eine:n Verantwortliche:n.
Der übermäßige Einsatz von Excel birgt Risiken. Es eignet sich für den Einstieg, wird aber mit steigender Datenmenge fehleranfällig. Automatisierte Systeme oder BI-Tools sind verlässlicher und sparen Zeit.
Viele KMU verwechseln Controlling mit Buchhaltung. Wer nur Vergangenheitsdaten sammelt, verliert den Zukunftsblick. Entscheidend ist, Abweichungen in Maßnahmen umzusetzen.
Auch uneinheitliche Definitionen führen zu Missverständnissen. Lege deshalb zu Beginn klare Regeln fest.
Controlling 4.0: Digitalisierung, BI und Automatisierung
Die Digitalisierung verändert das Controlling grundlegend. Erste Schritte sind die Anbindung von Bank- und ERP-Daten, automatisierte Soll-Ist-Vergleiche, Cashflow-Prognosen sowie AR/AP-Prozesse und Kennzahlen wie DSO.
Mit Business-Intelligence-Tools (BI) entstehen Dashboards in Echtzeit: Abweichungen werden sofort sichtbar, Entscheidungen basieren auf einer soliden Datenbasis.
Technologien wie Robotic Process Automation (RPA), Machine Learning (ML) und Natural Language Processing (NLP) übernehmen Routinen und Musteranalysen. Controller:innen gewinnen dadurch Zeit für Analyse, Beratung und strategische Steuerung – der Fokus verschiebt sich von Zahlenpflege zu echter Entscheidungsunterstützung.
Was macht man im Controlling?
Der Controlling-Alltag ist vielfältig: Plan-Ist-Vergleiche, Abweichungsanalysen und Handlungsempfehlungen gehören ebenso dazu wie wöchentliche Reportings, Budgetabgleiche und Meetings zur Maßnahmenplanung. Controller:innen sind damit mitten im Unternehmensgeschehen statt nur Beobachter:innen.
Fachlich zählen Finanzmodellierung, Kostenrechnung und Datenanalyse zum Kern. Hinzu kommt der sichere Umgang mit Excel, SQL und BI-Tools sowie die Fähigkeit, Ergebnisse klar zu visualisieren, damit auch Nicht-Finanzprofis sie verstehen.
Mindestens ebenso wichtig ist die Kommunikation: Controller:innen übersetzen Zahlen in konkrete Entscheidungen und fungieren als Bindeglied zwischen Management und Fachabteilungen. So entwickelt sich das Rollenbild vom „Zahlenhüter“ zum Geschäftspartner, der aktiv zur Steuerung und Weiterentwicklung des Unternehmens beiträgt.
FAQ
Welchen Nutzen hat Controlling gerade in kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU)?
Controlling schafft Transparenz und wirkt als Frühwarnsystem, um Chancen und Probleme frühzeitig zu erkennen.
Wie führt man Controlling in einem Unternehmen ein?
Starte mit klaren Zielen, wenigen relevanten Kennzahlen und einem Reporting-Kalender. Baue Strukturen schrittweise auf.
Was sind die wichtigsten Aufgaben des Controllings?
Die wichtigsten Aufgaben umfassen Datenaufbereitung, Soll-Ist-Vergleiche, Abweichungsanalysen, Maßnahmenableitung und regelmäßiges Reporting.
Welche Instrumente und Methoden werden im Controlling eingesetzt?
Hierzu zählen Budgetierung, Kosten- und Leistungsrechnung, Deckungsbeitragsrechnung, Break-Even-Analyse, ABC-Analyse und Balanced Scorecard.
Wie werden Kennzahlen im Controlling genutzt und ausgewertet?
Kennzahlen werden regelmäßig mit Planwerten verglichen, Abweichungen kommentiert und Maßnahmen abgeleitet.
Welche Rolle spielen Controller:innen im Unternehmen und welche Kompetenzen werden erwartet?
Controller:innen sind Geschäftspartner:innen des Managements und kombinieren Finanzwissen, Datenanalyse und Kommunikationsstärke.